Meditation ist keine Praxis
- Jenny Sangeet
- 14 mar 2021
- 3 Min. de lectura
Ich höre häufig, dass sowohl diejenigen, die sich mit den Lehren des Yoga auskennen, als auch diejenigen, die dies nicht tun, Meditation als eine Praxis bezeichnen, so wie ich es früher getan habe. Sie beziehen sie darauf, eine bestimmte Sitzposition einzunehmen, während sie die Augen schliessen, um "den Geist zu klären" ... Wir haben gelernt, sie so zu versuchen zu erleben und so zu definieren, entweder weil es uns so übermittelt wurde oder weil es uns damals nur so möglich war, sie zu erleben. Warum? Weil die Abwesenheit von Gedanken und damit der Frieden, den wir spüren konnten, selbst für einen kurzen Moment, uns eine Erfahrung erschien, die, wie alle anderen auch, gekommen war und später wieder gegangen war, sobald wir aufhörten zu üben. Manchmal, sobald wir unsere Augen aufmachten und andere sobald wir nach Hause kamen und unsere Kinder uns laut streitend begrüssten...
Was ich früher auch Meditation nannte, nenne ich heute Kontemplation, welche eine Praxis ist. Sie besteht darin, unsere Aufmerksamkeit auf ein Objekt zu richten, das manchmal der Atem sein kann, in anderen Fällen eine Visualisierung, die jemand leitet, in anderen die Empfindungen in unserem Körper zu beobachten, ein Mantra (Satz von Silben, Wörtern oder Phrasen) still oder laut zu wiederholen oder mit offenen Augen die Flamme einer Kerze zu beobachten, usw. Diese Art der kontemplativen Praxis, sowie die von Yoga-Asanas (Körperhaltungen) oder Pranayama (Atemkontrolle), richten sich an das Ego (Persönlichkeit oder Persönlichkeiten) mit dem Ziel, dessen Erfahrung einzuschränken, zu fokussieren oder zu reinigen, um dann dessen wahre Natur, unser Wesen, erkennen zu können.
Stattdessen ist Meditation keine Praxis, sondern sie ergibt sich. Sie tritt auf, wenn du die Betrachtung dessen bist, was betrachtet. Das heisst, wenn du das Wissen darüber bist, dass du bist, wenn dein Wesen sich seiner selbst bewusst ist, wenn es das Kennen von sich selbst ist.
Dank der oben genannten Praktiken, ergibt sich Meditation manchmal, aber es ist nicht notwendig, sie zu tun. Es ist möglich, direkt zum Wissen unseres Seins zu "gehen" (mangels eines anderen Wortes, da das, was du im Wesentlichen bist, nirgendwo hin geht), das immer in demselben transparenten, leuchtenden, klaren, makellosen Zustand ist, immer war und immer sein wird, ...
Daher bedarf es keiner Disziplin, um verändert zu werden. Das Bewusstsein deines Seins, auf welches du dich beziehst, wenn du ich sagst, ist deine primäre Erfahrung, es ist das, was immer bleibt, während Erfahrungen kommen und gehen.
Unser Wissen über unser Sein, wie es im Wesentlichen ist, bevor etwas hinzugefügt oder entfernt wird (wie ein Name oder Geschlecht, eine Nationalität, eine Religion, Wörter in einer Sprache, eine Ausbildung, ein Glaube, ein Objekt usw.), ist die Erfahrung von Frieden oder Glück (Frieden ist Glück in Ruhe und Glück ist Frieden in Bewegung (wie ich es gehört und niedergeschrieben habe, von wem ich nicht mehr weiss).
Somit, wenn du dich hinsetzt, um eine Kontemplations-Übung zu machen, was geschieht ist, dass, auch wenn für einen kurzen Moment, Meditation stattfindet. Nur dann bist du frei von dem gewohnten Hinzugefügten; du bist das Hier und Jetzt, der Ausdruck des Wesens, das keine Person ist, kein menschliches Wesen ist, sondern nur das im Sein Seiende. Auch nach dem du im Yoga-Unterricht die Kontemplation geübt hast, bist du weiterhin dieses Wesen.
Was sich in den meisten Fällen ändert, sobald der Yogalehrer das Ende der Kontemplationspraxis anzeigt, ist, dass in diesem wesentlichen Wesen das, was hinzugefügt wird, wieder erscheint, wie zum Beispiel was den Yogapraktizierenden ausmacht und, sobald du Zuhause ankommst, deine Rolle als Mutter. Die erste Rolle ist, wer die Augen öffnet, die Matte aufrollt, sich umzieht, nach Hause zurückkehrt, die Tür öffnet, und dann in die Rolle des Vaters schlüpft und die Situation seiner Kinder erlebt, die laut streiten. Diese Rolle ist diejenige, die diese Situation als unangenehm empfindet und eine Reaktion auf ihre Kinder hat, die meistens unverhältnismäßig zu dem ist, was tatsächlich abgelaufen ist.
In diesem Moment hört er auf, den Frieden zu spüren, den er gerade vor so kurzer Zeit gespürt hat, weil seine Aufmerksamkeit auf dieses Unbehagen gerichtet ist, anstatt weiterhin in Meditation zu sein, das heisst: das Bewusstsein zu sein, das sich bewusst darüber ist, die Kinder zu hören und zu sehen. Es gibt keine Rolle, es gibt keine Veränderung und es gibt keine Reaktion auf ein Unbehagen, aber es gibt eine Handlung, die von der reinen Präsenz im Hier und Jetzt herrührt, offen, erwartungsfrei, klar, transparent,...
In Meditation zu leben, das heisst, im eigenen Sein als Sein, zu ruhen, bewusst nur im Sein zu leben, ist nicht ausschließlich den wenigen Privilegierten oder denen vorbehalten, die allein in einer Höhle im Himalaya leben können, oder in einem Kloster, in einer spirituellen Gemeinschaft oder mit einer großen Kaufkraft, die es ihnen ermöglicht, den ganzen Tag in Kontemplation zu sitzen!
Es steht jedem zur Verfügung, weil unser Wesen völlig unpersönlich und gleichzeitig absolut intim ist! Vergewissere dich darüber, dass du, wenn du ich sagst, immer nur das Bewusstsein meinst, das sich selbst kennt!
